DFB: Lahm schießt gegen Löw

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Über Jahre passte kein Blatt zwischen Philipp Lahm und Jögi Löw. Wenn der Kapitän der Weltmeistermannschaft von 2014 den Bundestrainer kritisiert und dafür sogar das Medium eines offenen Briefs wählt, den er selbst in einem sozialen Netzwerk (Linkedin) online stellt, zeigt dies, wie ernst die Lage sein muss. Lahm schießt dabei gegen Löws Führungsstil.

Lahm: Der Bundestrainer muss sich ändern
Löw müsse seinen Führungsstil ändern, zeigt sich der frühere Bayern-Profi überzeugt. Die kollegiale Ansprache, die der Bundestrainer in vergangenen Jahren gewählt habe, funktioniere nicht mehr, wenn Löw mit der neuen Generation von Nationalspielern Erfolg haben wolle. „Davon bin ich überzeugt“, so der 34-Jährige. Das deutsche Team werde inzwischen „von Spielern dominiert, die aus Nachwuchsleistungszentren stammen.“ Und die Ausbildung dort mache „junge Spieler fast zwangsläufig zum Egoisten.“

Solche Akteure bräuchten „eine straffere Führung als die Generation vor ihnen“, schildert. Eine klare Ansprache hätte es beispielsweise „bei den Erdogan-Fotos gebraucht, als die Affäre hochgekocht ist“, so Lahm weiter. Sie sei jedoch unterblieben. Stattdessen habe sich das Trainerteam darauf verlassen, dass die Führungskultur der Vergangenheit ausreiche, um noch einmal erfolgreich zu sein.

Die Schwäche in Lahms Argumentation
Lahms Einlassung klingt beim ersten Lesen schlüssig und wert einer weiteren Überlegung. Der Charme seiner Sätze verfliegt jedoch und erweist sich als Populismus und das Rein-Waschen seiner Teamkollegen von einst, wenn man einen genaueren Blick wagt. Enttäuscht haben in Russland nach einhelliger Meinung vor allem Spieler wie Mesut Özil, Jerome Boateng, Thomas Müller oder Sami Khedira. Sie alle standen bereits seit 2010 im deutschen Team. Für positive Schlagzeilen konnten dagegen Julian Brandt, Marco Reus und Sebastian Rudy sorgen. Sie spielten ihr erstes großes Turnier für Deutschland. Es war genau die ältere Generation, die versagte – und nicht die von Lahm als „Egoisten“ beschriebene jüngere.